28 Jun Die Moringer Projekte für und mit Geflüchteten seit dem Jahr 2014
Eine Geschichte von Engagement und Kooperation
Die Durchführung des Gesamtkonzepts, das hier entstanden ist, geschah und geschieht in Kooperation zwischen der Stadt Moringen, der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde sowie zahlreicher Ehrenamtlicher. Wie es sich entwickelt hat:
2014 Eine eritreische Mutter wird mit ihrem 2-jährigen Kind in Moringen untergebracht.
Friedland informiert das ev. Pfarramt in Moringen. Die erste Betreuung beginnt.
2015 Die sog. „Flüchtlingswelle“ beginnt. Auch Moringen „erhält“ zahlreiche Geflüchtete.
2015 Es entsteht ein Kreis von etwa 30 MoringerInnen, die sich für Geflüchtete engagieren
Zahlreiche Kontakte und private Unterstützungen entwickeln sich.
Seit 2015 Die Moringer Schulen – Löwenzahnschule und KGS – bekunden und praktizieren
ihre Bereitschaft zu zahlreichen integrativen Hilfestellungen.
2016 Gründung des Moringer Vereins „Flüchtlingshilfe und mehr“.
Impuls durch die kath. Kolpingfamilie Moringen und durch die Stadt Moringen.
Beraten, unterstützt und begleitet werden dt. und ausländische Hartz-IV-Empfänger
2016 Eröffnung eines Secondhand-Ladens, der ebenso für Geflüchtete wie für deutsche
Hartz-IV-Empfänger für die Bestreitung ihres Lebensunterhalts eine große Hilfe ist.
Impuls und Ermöglichung durch die kath. Kolpingfamilie und die Stadt Moringen.
Übernahme der Schirmherrschaft 2017 durch den kath. Kolpingverband.
2016 u. 2017 Lehrerinnen der Moringer Grundschule bieten ehrenamtlich Deutschkurse an.
Besonders die Mütter aus den Familien der Geflüchteten nehmen daran teil.
2016 u. 2017 Gemeinsame Unternehmungen von Deutschen und Geflüchteten:
Ausflüge (u.a. Sababurg, Hamburg) * Interkulturelle Treffen im kath. Pfarrheim
sowie in der Moringer Stadthalle * Nähkurse für Frauen aus Dtld, Syrien, Eritrea etc.
Impuls, Organisation und Durchführung dieser Angebote: Durch Ehrenamtliche.
Ziel: Vertraut werden mit dem Leben in Dtld und persönliche Kontakte knüpfen.
2016 u. 2017 Öffentliche Diskussionsveranstaltungen zur sog. „Flüchtlingsproblematik“
Veranstalter: Stadt Moringen, kath. Kirchengemeinde und ev. Kirchengemeinde.
2016 u. 2017 Flüchtlingskinder werden täglich 10 km zum Kindergarten Fredelsloh gefahren. Ziel:
Erwerb von Sprachkenntnissen. Durchführung: Ev. KG. Finanzierung: Kirchenkreis.
Seit 2016 Die Sportvereine, insbesondere der MTV, gehen auf die Familien zu und gewinnen
etliche Kinder von Geflüchteten für die Teilnahme an den Angeboten der Vereine.
Seit 2016 „Runder Tisch“ in Moringen. Initiatoren: Stadt Moringen und städ. Jugendpflege
Seit 2016 Zur-Verfügung-Stellung eines Gartens für geflüchtete Familien durch die ev. KG
Seit 2016 Geflüchtete bieten an, die Kirchengemeinde als ehrenamtliche Helfer zu unterstützen
Dies geschieht seitdem regelmäßig durch 7 Geflüchtete z.B. in folgenden Bereichen:
Aufbauten für Zeltlager, Grünpflegearbeiten auf Außenanlagen und Friedhöfen.
Seit 2016 Eröffnung eines wöchentlichen Frauen-Cafés (Start im kath. Pfarrheim, seit 2017 im
Mütterzentrum (ein e.V., der sich seit 1992 für Menschen in Moringen engagiert)
Organisatoren / Schirmherren: Das Moringer Mütterzentrum * die kath.
Kolpingfamilie * die Moringer Gleichstellungsbeauftragte * die Koordinierungsstelle
Frauen und Wirtschaft
Seit 2016 Ein großes interkulturelles Theaterprojekt, bei dem Deutsche und Geflüchtete
gemeinsam auf der Bühne stehen.
Ursprungs-Impuls: Stadt Moringen gemeinsam mit Ehrenamtlichen.
Schauspielerische Leitung: Stille Hunde, Göttingen.
Projektleitung: teatro regio e.V.
Umsetzung und Aufführungen: 35 Moringer Laien-SchauspielerInnen aus 5 Nationen
Besucherzahlen 2017, 2018 und 2019: Je vier ausverkaufte Aufführungen in der
KGS Moringen mit insgesamt 3.000 Besuchern.
Folgeprojekte: 2019 ein vergleichbares interkulturelles Theaterprojekt in Einbeck
sowie 2020 das bereits gebuchte vierte Theaterprojekt für Moringen.
2010 u. 2017 Durchführung eines offiziellen sowie eines „inoffiziellen“ Kirchenasyls durch die ev.
Kirchengemeinde Leine-Weper Moringen für zwei geflüchtete Familien.
Seit 2017 Finanzielle Unterstützung von Hartz-IV-Empfängern (deutscher und anderer
Staatsangehörigkeit) beim Erwerb des Führerscheins durch den Verein
„Flüchtlingshilfe und mehr“ sowie durch die Ev. Kirchengemeinde.
12 Geflüchtete erwarben seither den Führerschein, ebenso wie eigene Autos.
9 von ihnen haben dadurch auswärtige Arbeit gefunden und finanzieren den Lebens-
unterhalt für sich und ihre Familien mittlerweile weitgehend oder vollständig selbst.
Seit 2019 Frauen-Café „Moca“ im Moringer Mütterzentrum
Stand 2019 Das Moringer Fazit ist eindeutig: Integration
ist möglich.
Aber diese
Integration muss aktiv ermöglicht werden.
Die allermeisten der Geflüchteten sind bereit, daran einsatzbereit mitzuwirken.
Es müssen ihnen dafür jedoch konkrete Möglichkeiten eröffnet werden.
Unsere Erfahrung hier im ländlichen südniedersächsischen Moringen:
Diese Integration von Geflüchteten kann geschehen durch ein Zusammenwirken von
a) geeigneten staatlichen / politischen Vorgaben
b) lokalen Kommunen, Vereinen und Kirchengemeinden vor Ort
c) Behörden (Ausländerbehörde, Jobcenter), die nicht bremsen, sondern die engagiert Möglichkeiten eröffnen
d) Ehrenamtliche, die bereit sind zu horizonterweiterndem Einsatz
e) Phantasievolle Kreativität aller Beteiligten
Moringen inclusive seiner 8 Dörfer hatte bis zum Jahr 2016 insgesamt aufgenommen:
90 Geflüchtete
Nach einigen Wegzügen gab es neuerliche Zuzüge, die sich wesentlich aus der aktiven Moringer Willkommenskultur erklären lassen. Gegenwärtig (März 2019) leben in Moringen
75 Geflüchtete.
Moringen konnte durch den Zuzug der Geflüchteten erstmals seit vielen Jahren einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Dieser bedeutet gleichzeitig eine spürbare Verjüngung in der Altersstruktur des Ortes.
Anmerkung:
Die jüngst erschienene Studie der Bertelsmannstifung kommt zu dem Ergebnis, dass gut integrierte Geflüchtete eine Zukunfts-Chance für Deutschland sind, um der Überalterung entgegen zu wirken. Die Bertelsmannstiftung plädiert für weitere Zuwanderung, natürlich inclusive gezielter und guter (sowie geduldiger) Ausbildung.
Für die weitgehende Richtigkeit des hier Dargestellten:
Dirk Grundmann, Pastor der
ev.-luth. Kirchengemeinde Leine-Weper Moringen
nach Rücksprache mit der
Moringer Bürgermeisterin, Heike Müller-Otte
sowie mit der Vorsitzenden der
katholischen Kolpingfamilie Sylvia Timpe
(beide waren von Anfang an in der Moringer Flüchtlingshilfe / Flüchtlingskooperation engagiert)